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Schuldruckerei

Das Drucken hat im Kunstunterricht einen festen Platz, allerdings vorwiegend in Form einer Einführung in den künstlerischen Bilddruck und dessen Erprobung. Druckverfahren sind materialaufwendig und erfordern handwerkliche Fertigkeiten. Das mag der Grund dafür sein, dass über einen engen unterrichtlichen Rahmen hinaus relativ wenige Lehrerinnen und Lehrer zu überzeugten Schuldruckern wurden.

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Ausgehend von jenen, die in der Nachfolge des französischen Reformpädagogen Célestin Freinet (1896 – 1966) ihren Unterricht gestalteten, gab es in den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts jedoch zeitweise einen Aufschwung des Druckens in den Schulen.

Das Zeitalter des klassischen Buchdrucks war zu Ende gegangen und die Umstellung der Druckereien auf rationellere Vervielfältigungsverfahren ermöglichte einen relativ günstigen Erwerb von Schriften, Zubehör und Pressen. Wer nach neuen Wegen im Unterricht suchte, fand in der Einbeziehung des Druckens eine Verwirklichung pädagogischer Vorstellungen von Individualisierung, Selbstverantwortung und partnerschaftlicher Zusammenarbeit.

Besonders für den Unterricht mit schulfrustrierten, lernunwilligen Kindern und Jugendlichen wurden Chancen für einen anderen Lernansatz gesehen. Und das zu Recht. Denn – so die bleibende Erfahrung – wirkten die Druckmaterialien, die Werkzeuge und Druckerpressen schon von sich aus motivierend. Ihr Einsatz in einem künstlerisch-handwerklich-gestaltenden Arbeitsfeld, in dem sich keine negativen Lernerfahrungen widerspiegelten, führte fast immer dazu, dass auch diejenigen für das Schreiben gewonnen werden konnten, die sich sonst nur mit größtem Widerwillen einen „Aufsatz“ abgerungen hatten.

Die Texte in der Schuldruckerei wurden frei verfasst oder entstanden aufgrund eines Vorschlags. Oft standen sie im Zusammenhang eines fächerübergreifenden Unterrichtsprojekts.

Gleichsam wie eine Belohnung nach der Mühe des Setzens wirkte der auf ein qualitätvolles Papier gedruckte Text, zu dem immer ein Bilddruck gehörte. Meist waren es Linolschnitte – vom einfachen Linienschnitt bis hin zur komplexen Technik der „verlorenen Platte“. Einige Male konnten Lithographien in einer VHS-Werkstatt gedruckt werden. Eine ausrangierte Schuhmacher-Lederwalze wurde im Werkunterricht zu einer Presse umgebaut, mit der Radierungen gedruckt werden konnten.

Wo es sinnvoll erschien, ließen sich Partien im Text oder im Bild mit Bronze-„Vergoldungen“ hervorheben, so dass solche Blätter wie veredelt wirkten. Die Druckbögen wurden zu Büchern oder Kalendern zusammengefasst oder auch einzeln ausgestellt – im Schultreppenhaus und in außerschulischen Bereichen.

Die öffentliche Beachtung wirkte als weiterer Motivationsschub und als Stärkung eines positiven Selbstbewusstseins. –